Nachrichten - Berichte

2. Interreligiöses Friedensgebet

am 12.11.2023 im evangelischen Gemeindezentrum Bad Lippspringe

 

Im Folgenden sind die Texte der Andacht wiedergegeben:

 

Ratschläge & Fragen Nr. 31

Wir sind aufgerufen „in dem Geist und in der Kraft zu leben, die die Ursache aller Kriege beseitigen.“ Haltet ihr unser Zeugnis gegen jeden Krieg, gegen alle Kriegsvorbereitungen als unvereinbar mit dem Geist Christi getreu aufrecht?

Erforscht, was in eurem eigenen Leben Samen von Krieg enthalten kann. Haltet an unserem Zeugnis fest, selbst wenn andere Gewalttaten begehen oder vorbereiten; denke jedoch immer daran, dass auch sie Kinder Gottes sind.

Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

 

 

Sei Du selbst die Veränderung

Sei Du selbst, Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünscht.

Sei es selbst! (nach Mahatma Gandhi)

 

Liebe den, von dem Du Dir Liebe wünscht!

Such Gott in ihm, finde Ihn!

 

Achte den, von dem Du Dir Achtung wünscht!

Aufs Gute schau, schau genau!

 

Fühl dich ein in den, der nicht mit Dir fühlt!

Schau in sein Herz, sieh seinen Schmerz, fühl mit ihm!

 

Sei Du selbst, Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünscht.

Sei es selbst!

Inga Pesch

 

 

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.


Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde,

sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde,

sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde,

sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

aus Frankreich (1913), katholische Kirche

 

 

Martin Luther King schreibt:

„Die letztendliche Schwäche der Gewalt ist, dass sie eine nach unten führende Spirale ist, die genau das befruchtet, was sie versucht zu zerstören. Statt das Übel zu verringern, vervielfacht sie es. Durch Gewalt magst du den Lügner ermorden, aber du kannst nicht die Lüge ermorden, noch die Wahrheit etablieren. Durch Gewalt magst du die

Hassenden ermorden, aber du kannst nicht den Hass ermorden. Tatsächlich vergrößert Gewalt nur den Hass ... Gewalt mit Gewalt zu vergelten, multipliziert die Gewalt, fügt noch größere Dunkelheit einer Nacht hinzu, die schon keine Sterne mehr kennt. Dunkelheit kann nicht Dunkelheit vertreiben; nur Licht kann dies tun. Hass kann nicht den Hass vertreiben; nur Liebe kann dies.“

Martin Luther King Jr.: Nur Liebe vertreibt Hass

 

 

Gott ist gerecht und barmherzig: Zukunft, Hoffnung und seinen Frieden sagt Gott allen zu, die ihn suchen. Zukunft und Hoffnung hält Gott besonders für jene bereit, die der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit am meisten bedürfen.

Heute bitten wir besonders für die Menschen in allen Ländern und Regionen unserer Welt, in denen Gewalt, Krieg, und Bedrohung herrscht,

 

Wir beten  für Frauen und Männer, für Kinder, Jugendliche und Alte, für Gläubige aller Religionen und für Nichtgläubige:

  • Dein Geist der Versöhnung durchdringe alle, die Verantwortung tragen für die Länder und Regionen. Er dränge sie zu Vernunft und Kompromissbereitschaft, zu Recht und Gerechtigkeit zum Wohle aller.
  • Dein Geist der Geschwisterlichkeit durchdringe alle, die sich einsetzen für einen gesellschaftlichen Wandel, für Religionsfreiheit und Demokratie. Er dränge sie, einander mit Respekt und Achtsamkeit zu begegnen.
  • Dein Geist der Hoffnung durchdringe alle, die unter Gewalt und Terror, unter Angst und Verzweiflung leiden. Er dränge sie, Wege der Gewaltlosigkeit und Versöhnung zu suchen.
  • Dein Geist der Barmherzigkeit durchdringe alle, die sich für Arme und Ausgegrenzte einsetzen. Er dränge sie, mit mutiger Solidarität Grenzen zu durchbrechen.
  • Dein Geist, der Zukunft verspricht, durchdringe alle Gläubigen, die wegen ihres Glaubens benachteiligt oder bedroht sind. Er dränge sie, ihren Glauben in Wort und Tat mutig und zuversichtlich zu bezeugen.
  • Dein Geist der Kraft durchdringe alle, die in Kriegs- und Krisengebieten der Welt den Menschen beistehen und die Flüchtlinge betreuen. Er dränge sie, nicht aufzuhören in ihrem Einsatz, und bewahre sie vor Resignation.
  • Dein Geist des Friedens durchdringe alle politisch Verantwortlichen. Er dränge sie, Wege des Friedens und der Diplomatie zu beschreiten.

Wir beten um Frieden,

Frieden in Freiheit und Gerechtigkeit

für alle Menschen in ihren Gedanken,

in ihrem Herzen und Gewissen,

und wir bitten um Frieden für uns.

 

Jesus tat seinen Mund auf, lehrte sie und sagte:

»Glücklich sind die, denen der Atem eng wird, denn ihnen gehört das Reich der Himmel. Glücklich sind die Klagenden, denn sie werden getröstet werden. Glücklich sind die Freundlichen, denn sie werden das Land erben. Glücklich sind, die hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden. Glücklich sind, die sich erbarmen, denn sie werden Erbarmen erfahren. Glücklich sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Glücklich sind, die Frieden machen, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Glücklich sind, die verfolgt werden, weil sie die Gerechtigkeit lieben, denn ihnen gehört das Reich der Himmel.

(Glücklich seid ihr, wenn sie euch meinetwegen beschimpfen, verfolgen und böse Lügen über euch verbreiten um meinetwillen. Freut euch und jubelt laut, weil euer Lohn in den Himmeln groß ist. Denn die Prophetinnen und Propheten vor euch hat man genauso verfolgt«) (Mt 5)

evangelische Kirche

 

 

Meditation

Erlaube deinem ganzen Wesen sich zu entspannen –

Gleichmut und Stille unterstützen Klarheit, Freundschaft und liebevolle Güte.

 

Wir sind hier in einem Raum in einer kleinen Stadt in der Mitte von Europa.

Mit anderen, gleichgesinnten Menschen - In einem friedlichen Raum.

Wir können den Boden spüren unter unseren Füßen

und den Atem des Lebens, der uns verbindet.

 

Wir sitzen mit einem warmen Herzen ohne Grenzen.

Die Güte und Freundlichkeit unseres Herzens fließt zu uns selbst hin, erfüllt jede Zelle unseres Körpers.  Fließt dann weiter zu unseren Freundinnen und Freunden, unseren Familien, zu Kollegen und Nachbarn. Und fließt weiter zu den Menschen hier an diesem Ort, in unserer Stadt, unserem Land und darüber hinaus aus.

 

In der Einheit unseres Herzens trennt der Geist nicht zwischen mir und anderen, uns und ihnen.

Klarheit und Gelassenheit tragen dazu bei, solche Illusionen von Trennung aufzulösen.

 

Wir dehnen unsere Freundlichkeit und Güte auf die Menschen aus, die in Gebieten leben, in denen nicht Gemeinschaft und Frieden vorherrschend sind, sondern Krieg, Terror und Vertreibung oder die Angst davor.

 

Lasse die Güte und Wärme deines Herzens fließen

  • zu Menschen, die in der Ukraine und Russland le­ben… 
  • zu Menschen die in Israel, Gaza, Palästina und benachbarten Gebieten zu Hause sind…
  • und auch zu Menschen, die in anderen Gebieten unserer Erde leben und in ihrem Alltag Gewalt, Mord, Hunger, Vertreibung oder Terror erleben, in Teilen Afrikas, in Asien, Mittel- und Südamerika und vielleicht auch hier.
  • zu Menschen, die in Ungewissheit und Angst leben, und in Verzweiflung und Sorge um ihr eigenes Leben und das ihrer Lieben.
  • Menschen, die verletzt sind oder gefoltert werden
  • zu Alten, Jungen und Kindern, Männern und Frauen, die hungern oder vertrieben werden und Sicherheit finden wollen.
  • zu Menschen, die kämpfen, Menschen, die verletzt sind, und Menschen, die sterben.

Unser Herz wünscht sich Frieden und ein Leben in Sicherheit für uns und andere, nah und fern.

 

Unser Geist wünscht sich Klarheit und Schutz vor Lügen, Hetzte und Propaganda, die das Herz verhärten und Menschen zu Gewalt anstacheln – Gewalt in Gedanken, Gefühlen und Taten.

Unsere Dankbarkeit gilt all jenen überall, deren Geist klar und mitfühlend bleibt und die sich für gewaltfreie und friedliche Lösungen einsetzen.

 

Der Kraft der Freundlichkeit kennt keine Grenzen.

 

Güte verhindert, dass wir in Spaltungen verwickelt werden oder Partei ergreifen.

Güte und Klarheit verhindern, dass wir gefangen werden in Identifikation, Angst und Schuldzuweisungen oder diese Emotionen füttern.

Ruhe und Klarheit sind Ausdruck der Freundlichkeit gegenüber uns selbst und anderen und schützen uns vor blinden Reaktionen. 

Güte und Klarheit helfen uns, tiefer in die Natur von Konflikten, Gewalt und Krieg zu blicken um Frieden zu finden – in kleinen Schritten – umsichtig und fürsorglich.

  • Mögen wir uns bemühen, nicht in die Entstehung oder Aufrechterhaltung von Konflikten verwickelt zu werden.
  • Mögen wir Wege finden, weise und standhaft zu kommunizieren.
  • Mögen wir ruhig, klar und mitfühlend blieben, wenn wir zuhören, selbst wenn wir verzerrte und gewalttätige Ansichten hören.
  • Mögen wir uns selbst und andere herausfordern, dem treu zu bleiben, das viel tiefer liegt als die Identifikation mit Nationalstaaten und religiösen Ansichten, tiefer als das, was mächtige Politiker anbieten, tiefer als die Ansichten und Taten militärischer Organisationen.
  • Mögen wir uns bemühen, Integrität, Mitgefühl und Weisheit zu finden - als direkte aktive Antwort auf diejenigen, die leiden, in welcher Form auch immer, ob als Opfer oder Täter.
  • Mögen wir und alle Menschen in Frieden leben.
  • Mögen unsere Kinder und Enkel, und die aller Menschen, in eine friedliche Welt hineinwachsen.
  • Mögen alle Wesen in allen Welten in Schönheit und  Harmonie leben

buddhistische Sangha

 

 

O Du gütiger Herr!

Du hast die ganze Menschheit aus dem gleichen Stamm erschaffen.

Du hast bestimmt, dass alle der gleichen Familie angehören.

 

In Deiner heiligen Gegenwart sind alle Deine Diener,

die ganze Menschheit findet Schutz in Deinem Heiligtum.

Alle sind um Deinen Gabentisch versammelt;

alle sind erleuchtet vom Lichte Deiner Vorsehung.

 

O Gott, Du bist gütig zu allen, Du sorgst für alle,

Du beschützest alle, Du verleihst allen Leben.

Du hast einen jeden mit Gaben und Fähigkeiten ausgestattet,

und alle sind in das Meer Deines Erbarmens getaucht.

 

O Du gütiger Herr! Vereinige alle.

Gib, dass die Religionen in Einklang kommen

und vereinige die Völker, auf dass sie einander ansehen

wie eine Familie und die ganze Erde wie eine Heimat.

O dass sie doch in vollkommener Harmonie

zusammenlebten!

 

O Gott! Erhebe das Banner der Einheit der Menschheit.

O Gott! Errichte den Größten Frieden.

Schmiede Du, o Gott, die Herzen zusammen.

 

O Du gütiger Vater, Gott!

 

Erfreue unsere Herzen durch den Duft Deiner Liebe.

Erhelle unsere Augen durch das Licht Deiner Führung.

Erquicke unsere Ohren mit dem Wohlklang Deines Wortes

und beschütze uns alle in der Feste Deiner Vorsehung.

 

Du bist der Mächtige und der Kraftvolle,

Du bist der Vergebende und Du bist der,

welcher die Mängel der ganzen Menschheit übersieht.

´Abdu´l-Bahá (Bahá'í)

 

 

Im Namen Gottes,

des Allerbarmers,

des Barmherzigen

 

Alles Lob gehört dem Gott, dem Herrn der Welten,

dem Allerbarmer, dem Barmherzigen,

dem Herrscher am Tag des Gerichts.

 

Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Unsere Fasten und Gebete waren, sind und werden immerhin für dich und deine Gefälligkeit!

 

Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gnade erwiesen hast.

 

Heute stehen wir vor Dir: Gemeinsam beklagen wir die Ungerechtigkeit und den Unfrieden auf der Welt. Unsere Hoffnung ist verbunden mit dem Wunsch und der Sehnsucht nach Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit für alle Völker und Nationen der Erde. Unsere Gedanken und Gebete an diejenigen zu richten, die in Krisengebieten wie in der Ukraine, im Jemen, in Israel und Pälastina und in anderen Kriegsgebieten unschuldig getötet und unterdrückt werden und wir erinnern uns an Opfer des Erdbebens  in der Türkei und Syrien, die ihr Leben verloren haben und an Opfer der Flutkatastrophe in Ahrweiler und seiner Umgebung.

 

Ya Rabbena, ya Allah, unser barmherziger Gott.

 

Wir bitten Dich: Zeige Deine Nähe allen vom Erwähnten Betroffenen in der tatkräftigen Hilfe und der Solidarität der Menschen. Gib den Traurigen neuen Mut, ihre Zukunft und ihr Leben zu gestalten. Den Hilfsbedürftigen und auch den tatkräftig Helfenden zeige dich als der Gott des Lebens.

 

Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, barmherziger Gott:

Dass wir die schrecklichen Folgen der Kriege nicht vergessen oder verschweigen.

 

Hilf uns, Mut zu haben, Zivilcourage zu üben, der Ungerechtigkeit entgegen zu treten. Denn wir wissen: Den Frieden hast du vorgesehen als einen Urzustand in Deiner Schöpfung. Und wenn wir diesen haben oder erhalten wollen, dann müssen wir etwas dafür tun.

 

Deshalb gib uns die Kraft, für den Frieden zu arbeiten, und zeige uns einen Weg zum Verstand und zu den Herzen der Menschen, damit der Krieg unmöglich und der Frieden möglich wird.

 

Ermögliche uns, unsere Nachkommen so zu erziehen, dass sie die Menschenrechte lieben und sie darin bestärken alle Formen von Hass, Intoleranz und ethnischen Vorurteilen aus ihren Herzen zu beseitigen.

 

Oh Gott, Lehre uns, dass Toleranz der höchste Grad von Stärke, und das Bedürfnis nach Rache das erste Zeichen von Schwäche ist!

Amin

Muslime

 

 

 

Texte

Quäker:                       Anne Pommier, Lisa Stieler

katholische Kirche:    Georg Kersting

evangelische Kirche: Antje Lütkemeier

Muslime:                     Zeynep Kolbüken

Buddhisten:                Uschi Stehmann

Bahá’í:                         Shirin Dinyarian

Sikh (Musik):               Manuela Blanke

 

2. Interreligiöses Friedensgebet

v.l.nr.: Shirin Dynyarian, Georg Keristing, Flo Krapoth, Anne Pommier, Uschi Stehmann, Zeynep Kolbüken, Birgitt Schuh-Johansen. N.N.
Foto: Antje Lütkemeier